Von Roten Hemden und Weissen Stuetzstruempfen.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Laeo, laeo, Tim, laeo, laeo!

Jetzt, hier, endlich! Es hat eine ganze Weile gedauert, ich weiss, aber: hier bin ich. Liebe Menschen zuhause, lasst euch als erstes gesagt sein, dass ich alle, bis auf Flo (ein Blick in den Spiegel verraet warum), wahnsinnig vermisse. Und mich schon ein bisschen auf den Moment freue, in dem ich in den Flieger heimwaerts steige.
Um es kurz zu machen: Thailand ist genauso wie ich mir es vorgestellt hab, naemlich: vollkommen anders als erwartet. Meine Gastfamilie, von der ich vermutet hatte sie sei "etwas reichere Oberschicht" ist wahrscheinlich die wohlhabenste Familie der Welt. An dieser Stelle sei nur kurz auf das 6 Stoeckige Eigenheim, die 3 Autos und mein marmornes Badezimmer verwiesen. Das widerspricht meinen Hoffnungen zwar total, aber ist insofern okay, als dass mir das im moment auch ein bisschen Verstaendniss fuer dekadenten Lifestyle mitgibt. Niemand ist schlecht, man soll bevor man verurteilt erst die Hintergruende kennen, gell?
Abgesehen davon ist meine Familie aber spitzenklasse. Meine Schwester spricht, auch wenn mit ganz lustigen Thai-Akzent und abgefahrener Grammatik, ziemlich gut Englisch. Das erleichtert den Einstieg enorm. trotzdessen versuche ich so schnell wie moeglich Thai zu lernen um mit meinen Eltern und Freunden kommunizieren zu koennen. Ich hab ca. 1000 Kun Kru pasa Thai, sprich Thai-Lehrer. Jeder der mich trifft gibt mir noch irgendeine Redewendung mit auf den Weg und ist beleidigt wenn ich sie schon im naechsten Moment wieder vergessen habe. Meine Freunde sind begeistert davon, wie schnell ich Thai lerne. Ich finde ich bin sehr langsam. Aber hier ist ueberhaupt jeder von mir begeistert. Das ist wohl auch der Punkt, der mir momentan am meisten zu schaffen macht. Ich bin hier, wie schon in Indien, ein Superstar. Stellt euch den Rummel den Britneys Spears, Micheal Jackson und Barack Obama zusammen verursachen wuerden, dann koennt ihr ansatzweise nachvollziehen, was fuer ein Personenkult um mich gemacht wird. Ich mag das nicht. Ich bin farang, Auslaender und werde das wohl auch eine Weile bleiben. Ich hoer 1000 mal taeglich, dass ich suess, huebsch, intelligent (in Zusammenhang mit meiner Hautfarbe - die spinnen doch) oder sonstwas bin. Was sich klasse anhoert, ist eigentlich ganz furchtbar, weil ich in den naechsten Wochen, wohl nicht aus der Auslaenderrolle rauskomme. Die Leute moegen mich wegen meinen Aussehen, nicht weil ich bin wer ich bin. Das ist anstrengend. Was hat das ganze mit euch zu tun? Nunja, das was mich an der ganzen Sache am meisten beschaeftigt ist, dass ich mich selbst immer weniger als Tim und immer mehr als Farang wahrnehme. Klingt dramatisch, ist es aber nicht wirklich. Ich meine, dass ihr mich gehoerig feiern muesst wenn ich wieder da bin. Aber dazu spaeter.
Trotzallem hab ich einige gute Freunde, die mich auf meine Fehler (und oh gott - mach ich viel falsch) hinweisen und mir ernsthaft Thai beibringen.
Ach haha, was ich noch an dieser Stelle erwaehnen wollte: die wohl beste Vorbereitung fuer das Jahr hat Papa mit mir gemacht. Der Mann hat fuer Deutsche Verhaeltnisse so scharf gekocht, das ich hier keinerlei Probleme mit dem Essen habe - jippie.
So, gerade hat eine Gruppe von 20 Maedchen angefangen zu schreien weil ich sie zurueckgegruesst habe und die hoeren wohl nicht mehr so schnell auf. Das ist ein Zeichen zu gehen. Wiedersehen

Ach ja, letztens haben wir im Unterricht ueber Globalisierung gesprochen. Ich sag euch was Globalisierung ist: Highschoolmusical und Justin Bieber. oh gott oh gott.

4 Kommentare:

  1. Sechs Etagen ... Da kannst du ja vom Dachfenster aus fast das Meer sehen.

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  2. Was für ein Augenblick! Du schreibst! Ich sauge deine Zeilen auf wie Blicke. Worte. Sehnsucht. Fernweh. Heimweh nach Nähe. Mit dir einen Raum zu teilen, dich zu sehen, zu riechen, deine Bewegungen zu verfolgen, dich mit meinen Erwartungen zu stalken. Selbst scheinbar in Gedanken. Inzwischen hat selbst der Gameboy den Besitzer gewechselt. Selbst. Wie bin ich dir tatsächlich nah? Was macht Distanz reizvoll? Welcher Gedanke begleitet tatsächlich? Du Ausländer :) Anders zu sein, scheint der Preis dafür zu sein, Anderes erleben zu können. Selbst fremd im Fremden statt selbstfremd im Vertrauten. Aber wann warst du je selbstfremd? Bin unsicher, ob ich mich in meinen eigenen Gedanken schon wieder so weit verlaufe, dass du in unendliche Fernen rückst - wie in den Jahren neben mir.

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  3. na gibts nich, ein eintrag, ich hoffe mal du wirst aus dieser komfotablen situation dann auch mal gleich die macht uebernehmen,
    und besser grosses haus und nette familie, als grosse familie und nettes haus, PEN LOM!

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  4. Pen lom gibt es so eigentlich nicht bzw bedeutet soviel wie ohnmaechtig. Oh mein gott waere am ehesten mit lor (sprich LOAR? wie BOAH)
    Aber ja ich lass mich entsprechend behandeln, keine sorge

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