Von Roten Hemden und Weissen Stuetzstruempfen.

Montag, 12. Juli 2010

Weil ich doch immer nur wettere...

Missverstaendnisse hier sind eigentlich vorprogrammiert - ich spreche nur bruechig Thai, die Thais meist nur bruechig Englisch, das heisst wir wissen eigentlich nie so richtig, was der andere meint. Da Thailand aber das Land des Laechelns ist, macht man genau das wenn man ratlos ist. Lachen. Eigentlich lachen die Leute hier die ganze Zeit. Ich finde das ist eine schoene Geste, es zeigt ja immerhin "ich weiss zwar nicht was du meinst, aber das ist nicht weiter schlimm". Wenn das zu sagende wichtig war, dann probiert man es noch einmal, zur Not mit Haenden und Fuessen, ansonsten laechelt man nur zurueck. Damit ihr Leute, die ihr die gleiche Sprache sprecht wie ich, mich nicht auch noch missversteht, weil ihr meine Mimik und Gestik nicht seht (zugegebenermassen fuchtle ich auch nicht besonders viel vor dem Computer rum und zieh auch keine Grimassen, aber...), moechte ich ein oder zwei Dinge klarstellen. Vielleicht auch mehr. Deshalb der mittlerweile 3. Eintrag in so kurzer Zeit. Und weil alle meine Freunde gerade Unterricht, Fahnenappell oder Meeting haben und ich gerade die 2. von 8 Freistunden absitze.
Mir gehts hier eigentlich sau gut. Ich fuehl mich hier pudelwohl - ich war noch nie an einen Ort, wo die Leute so freundlich, so nett und so zuvorkommend sind.
Heimweh hab ich - na klar! Alles andere waere bei den Menschen, die ich zuhause gelassen habe auch komisch. Das ist aber eigentlich auch mein einziges Problem hier. Die Leute rufen zwar immer noch Farang wenn ich durch die Gaenge gehe, aber ich denke ich habe in den letzten Tagen einiges ueber die Zusammenhaenge zwischen Fremdbild und Eigenbild gelernt. Diese ganze Auslaender-getue ist zwar laestig, aber es ist nun mal so, dass man als Hellhaeutiger, Blonder, Blauaeugiger und relativ (fuer thai Verhaeltnisse) grosser Kerl hinkommt den hiesigen Schoenheitsideal entspricht, egal was fuer ein haessliches Entlein man zuhause ist. Solang ich in meinen Augen also immernoch Tim und nicht Farang bin, ist eigentlich alles okay.
Was ich eigentlich auszudruecken versuche (ihr seht wie sich die mangelnde Sprachpraxis auf meine Grammatik auswirkt (: ) ist, dass sich sowas wie ein ironischer Unterton oder so scherzhafte Kritik in den Beitraegen wiedefindet, haengt damit zusammen, dass alles hier wirklich ziemlich strange und abgefahren auf mich wirkt und bevor ich verarbeiten, geschweige denn verstehen kann was ich gesehen habe, erzaehle ich davon und zwar am Telefon oder in meinen Tagebuch oder meiner Familie oder eben hier. Im Vergleich zu dem was ich daheim gewohnt bin wirken die Thais oft lustig. Es ist aber nicht so, dass ich mich ueber eine gesamte Kultur lustig machen will.
Ich hoffe ihr versteht mich alle. Bilder von mir in Uniform gibt es, wird es auch fuer euch geben, aber erst spaeter.

Sonntag, 11. Juli 2010

Hey Tim, do you remember Rachel?

Neben der Frage ob ich bereits Somdann (einen fiesen Papaya-salat) probiert habe, ist die die mir mit Abstand am meisten gestellt wird: "Hey Tim, dont you worry about Rachel bzw. Ray fell bzw. Raindl bzw. Wet Dirt?" Es hat eine Weile gedauert bis ich verstanden habe, dass es sich bei all diesen Variationen um ein und das selbe Thema handelt: Red shirts. Von den Medien im vornherein immer wieder aufgegriffen, hatte ich vor dem Abflug selbst einige Bedenken bezueglich eventuell auftretender Demonstrationen. Hier stosse ich bei den Thais, wenn das Thema angesprochen wird, auf ganz unterschiedliche Reaktionen: Von betretenen Schweigen ueber verstaendnissloses Kopfschuetteln bis zu purer Wut darueber, dass die "bad red shirts" das Lieblingseinkaufszentrum abgebrannt haben. Eigentlich ist es an dieser Stelle noch viel zu frueh sich zu diesen Punkt zu aeussern - ich bin noch nicht einmal 2 Wochen hier, trotzdem um Daheim eine bangende Mutter und vielleicht leicht besorgte Freunde zu beruhigen: Punkt 1: Bangkok ist wahnsinnig gross - nein wahnsinnig riesig, besser noch wahnsinnig gigantisch, monstroes, galaktisch - auf jeden Fall Wahnsinn. Worauf ich hinaus will ist, dass ich, abgesehen von den indischen Metropolen, noch nie in einer Stadt von solchen Ausmass war. Selbst nach einen Jahr, was bekanntermassen viele Tage hat, werde ich wahrscheinlich nur einen geringen Teil der Stadt zu Gesicht bekommen haben. Ich wohne ausserdem schaetzungsweise 10 kilometer vom Bankenviertel, was das Ziel der Demonstrationen der Rothemden war, entfernt. Um zu zeigen, dass meine rhetorischen Faheigkeiten in der Deutschen Sprache immer weiter abnehmen, beende ich die Aufzaehlung bei Punkt 1 und fuege nich noch an, dass der Konflikt bis zu den naechsten Wahlen vorerst auf Eis liegt.
Wo wir schon beim Thema provokante Kleidung sind: In Thailand herrscht an Schulen und an Universitaeten eine strenge Uniformspflicht. Wer denkt es sei pedantisch im Theater oder der Oper fuer das Tshirt und die Schlabberjeans zurechtgewiessen zu werden, der sei herzlich an meine Schule hier eingeladen. Hier kann man fuer die fehlende Anstecknadel am Hemd schon mal bei der Morgenzeremonie vor allen Schuelern (ca. 3000) zur Sau gemacht werden. Bilder von der Uniform wird es geben, ob diese wiederrum der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht werden ist eine komplett andere Frage. Komischerweise habe ich noch keinen Thai gesehen, dem die Uniform nicht steht, dafuer sieht sie bei 100 prozent der Europaeer die ich kenne furchtbar aus. Dazu genuegt ein Blick in den Spiegel. Mich unterscheidet von den Thais ausserdem noch, dass ich stinke. Das ist keine Vermutung meinerseits - mir sagen mehrmals taeglich Leute, dass ich rieche wie die Sau. Scheint hier kein grosses Ding zu sein. Ausserdem schenken mir hier alle Deoroller. Jaja, die Thais haben das mit der indirekten Kommunikation wirklich verstanden.

Heute





















1. Meine neuen Lieblingssocken und ich in meinen Zimmer, im 4. Stock wohlgemerkt
2. Der wahrscheinlich coolste Shop der Welt - 150 qm voll mit Teddybaeren. Das ist wohl besagter Kulturschock.
3. Papi und meine Schwester
4. bereits erwaehntes Marmorbad
5. Der erste Abend in Bangkok im Arrivalcamp. Grossstadtfeeling.

Damals





Donnerstag, 8. Juli 2010

Laeo, laeo, Tim, laeo, laeo!

Jetzt, hier, endlich! Es hat eine ganze Weile gedauert, ich weiss, aber: hier bin ich. Liebe Menschen zuhause, lasst euch als erstes gesagt sein, dass ich alle, bis auf Flo (ein Blick in den Spiegel verraet warum), wahnsinnig vermisse. Und mich schon ein bisschen auf den Moment freue, in dem ich in den Flieger heimwaerts steige.
Um es kurz zu machen: Thailand ist genauso wie ich mir es vorgestellt hab, naemlich: vollkommen anders als erwartet. Meine Gastfamilie, von der ich vermutet hatte sie sei "etwas reichere Oberschicht" ist wahrscheinlich die wohlhabenste Familie der Welt. An dieser Stelle sei nur kurz auf das 6 Stoeckige Eigenheim, die 3 Autos und mein marmornes Badezimmer verwiesen. Das widerspricht meinen Hoffnungen zwar total, aber ist insofern okay, als dass mir das im moment auch ein bisschen Verstaendniss fuer dekadenten Lifestyle mitgibt. Niemand ist schlecht, man soll bevor man verurteilt erst die Hintergruende kennen, gell?
Abgesehen davon ist meine Familie aber spitzenklasse. Meine Schwester spricht, auch wenn mit ganz lustigen Thai-Akzent und abgefahrener Grammatik, ziemlich gut Englisch. Das erleichtert den Einstieg enorm. trotzdessen versuche ich so schnell wie moeglich Thai zu lernen um mit meinen Eltern und Freunden kommunizieren zu koennen. Ich hab ca. 1000 Kun Kru pasa Thai, sprich Thai-Lehrer. Jeder der mich trifft gibt mir noch irgendeine Redewendung mit auf den Weg und ist beleidigt wenn ich sie schon im naechsten Moment wieder vergessen habe. Meine Freunde sind begeistert davon, wie schnell ich Thai lerne. Ich finde ich bin sehr langsam. Aber hier ist ueberhaupt jeder von mir begeistert. Das ist wohl auch der Punkt, der mir momentan am meisten zu schaffen macht. Ich bin hier, wie schon in Indien, ein Superstar. Stellt euch den Rummel den Britneys Spears, Micheal Jackson und Barack Obama zusammen verursachen wuerden, dann koennt ihr ansatzweise nachvollziehen, was fuer ein Personenkult um mich gemacht wird. Ich mag das nicht. Ich bin farang, Auslaender und werde das wohl auch eine Weile bleiben. Ich hoer 1000 mal taeglich, dass ich suess, huebsch, intelligent (in Zusammenhang mit meiner Hautfarbe - die spinnen doch) oder sonstwas bin. Was sich klasse anhoert, ist eigentlich ganz furchtbar, weil ich in den naechsten Wochen, wohl nicht aus der Auslaenderrolle rauskomme. Die Leute moegen mich wegen meinen Aussehen, nicht weil ich bin wer ich bin. Das ist anstrengend. Was hat das ganze mit euch zu tun? Nunja, das was mich an der ganzen Sache am meisten beschaeftigt ist, dass ich mich selbst immer weniger als Tim und immer mehr als Farang wahrnehme. Klingt dramatisch, ist es aber nicht wirklich. Ich meine, dass ihr mich gehoerig feiern muesst wenn ich wieder da bin. Aber dazu spaeter.
Trotzallem hab ich einige gute Freunde, die mich auf meine Fehler (und oh gott - mach ich viel falsch) hinweisen und mir ernsthaft Thai beibringen.
Ach haha, was ich noch an dieser Stelle erwaehnen wollte: die wohl beste Vorbereitung fuer das Jahr hat Papa mit mir gemacht. Der Mann hat fuer Deutsche Verhaeltnisse so scharf gekocht, das ich hier keinerlei Probleme mit dem Essen habe - jippie.
So, gerade hat eine Gruppe von 20 Maedchen angefangen zu schreien weil ich sie zurueckgegruesst habe und die hoeren wohl nicht mehr so schnell auf. Das ist ein Zeichen zu gehen. Wiedersehen

Ach ja, letztens haben wir im Unterricht ueber Globalisierung gesprochen. Ich sag euch was Globalisierung ist: Highschoolmusical und Justin Bieber. oh gott oh gott.