Von Roten Hemden und Weissen Stuetzstruempfen.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Als Konkurrenz zu den ganzen Berlinfahrt-Blogs...

Nachdem ich bereits von Blogs ueber eine 4-Taegige Berlinfahrt gehoert habe, in denen mehr passiert als in dem meinigen (meine groesste Hochachtung dafuer an dieser Stelle), ist es wohl ganz angebracht, dass ich mich auch mal wieder melde. Dass ich mitunter so lange Schreibpausen einlege hat einerseits etwas mit kultureller Anpassung und andererseits etwas damit zu tun, dass ich schlicht und ergreifend nicht weiss, was ich denn erzaehlen soll. Nachdem jetzt die ersten 4(?) Monate vergangen sind, wirkt die ganze Flut von Eindruecken hier einfach weniger spektakulaer und fast schon normal und alltaeglich. Das soll an dieser Stelle zu meiner Befindlichkeit schon genuegen. Kurz gesagt - es geht mir also gut.
Eigentlich sollte es mir eigentlich sogar noch ein ganzes Stueck besser gehen, weil ich gerade den Traum eines jeden Schuelers lebe: Es sind hier die "kurzen" Ferien angebrochen. Und das tatsaechlich alles relativ ist, wird schon daran offensichtlich, dass "kurz" hier 5 Wochen Freizeit bedeutet. Der Grund dafuer, dass mich diese Tatsache nicht zu Freudenschreien bringt, ist einfach nur der Fakt, dass die Thais so derartig faul sind, dass es wenig Unterschiede macht, ob man nun zuhause oder in der Schule nichts tut. Wobei die meisten Thais ihre Ferien gar nicht so richtig nutzen koennen, da sie zahlreiche ausserschulische Tests haben, die sie fuer die Uni qualifizieren. Somit sind viele Thais in ihren Ferien tatsaechlich aktiver als die Grosszahl der deutschen Schueler. Wenn aber diese Tests vorbei sind, dann bricht eine Zeit des Faulenzens ungekannten Ausma"sz"es an. Da bedeutet schon jedes einzelne Aufstehen um den Fernseher an- oder auszuschalten, einen groesseren Kraftakt. Was mach ich also waehrend dieser Phase nationaler Lethargie? (Ihr merkt schon, mein deutsch leidet nicht nur im Bezug auf Kram wie Grammatik oder Rechtschreibung, sondern wird auch einfach nur komisch. Mangelnde Sprachpraxis - Was sagt man eigentlich? "waehrend alle hardcore chillen, alter" Keine Ahnung. Das wird komisch, wenn ich wieder da bin, haha)
Wo war ich? Aehem, also teilweise, aus Liebe zu meiner Familie, setz ich mich mit vor den Fernseher und schau mir dann ganz arg eigenartige Thai-Soaps oder Filme an. Das sieht dann meistens so, oder wenigstens so aehnlich aus: http://www.youtube.com/watch?v=NUTx8bVlTCA (Ich hoffe, dass es hiermit nicht wieder Copyright-Probleme gibt - wuesste nicht wer scharf auf Kopierschutz hierfuer waere)
Aber mit derartigen Filmchen verbringe ich nur einen Teil meiner Zeit. Den Rest verwende ich zum Beispiel dafuer Thai-Massage in Ayutthaya, der alten Hauptstadt Thailands (mal in Google nach Bildern zu suchen lohnt sich an der Stelle), zu lernen, kleinen Thais auf Camps als AssistenzLehrer ein bisschen (deutsches) Englisch beizubringen oder eben halt Gitarre und Bass zu spielen - ich lass es mir also ziemlich gut gehen.
Was gibt es sonst noch zu erzaehlen?

"Ey, alles voll schwul hier!"
Ist nicht etwa ein Versuch die thailaendische Kultur bzw. Bevoelkerung, auf irgdendeine Art zu beleidigen, sondern viel mehr ein Urteil eines mehr oder minder objektiven Beobachters. Tatsaechlich gibt es in Thailand, wie ich es noch sonst nirgendwo gesehen habe, eine wahnsinnige Toleranz fuer Homosexualitaet. Dass es an jeder Schule Ladyboys (Maedchen, die gerne Jungen waeren) und Gateaus (Jungen, die gerne Maedchen waeren) gibt, ist nach meinen jetzigen Wissenstand, vollkommen normal. Ich moechte nicht anfangen alt und verbittert zu klingen und mich a la "Toleranz ist ja schoen und gut, aber was zu weit geht, geht zu weit" querzustellen, trotzdem ist fuer mich die ganze Sache nicht ganz so positiv, wie sie erst erscheint. Wahrscheinlich dem Fakt geschuldet, dass die thai Kultur noch sehr traditionell ist, ist in Thailand das Verhaeltniss zwischen Mann und Frau sehr distanziert. Dass man mal ein haendchenhaltendes Paerchen sieht, ist selbst in Bangkok doch eher selten, ein Kuss in der Oeffentlichkeit habe ich persoenlich erst ein einziges Mal gesehen und Beziehungen innerhalb der Schule beschraenken sich oft zumindest, nur auf zusammen in der Kantine sitzen und sich gegenseitig, vor dem Schlafengehen, noch eine SMS zu schreiben. So sagen es meine Freunde zumindest (von denen die meisten noch nie eine Beziehung gefuehrt haben). Das bizarre an der ganzen Angelegenheit ist jedoch, dass es diese klaren Grenzen, die es zwischen Jungen und Maedchen gibt, fuer homosexuelle Paerchen eben nicht gibt, eben weil dieser Schwulen- und Lesben-Hype ein eher neues Symptom ist, auf das die Tradition keine Antwort gibt. Das heisst, dass, so nehme ich es zumindest war - ich sollte mich mit Pauschalurteilen etwas zuegeln - scheinbar viele Jugendliche ueber ihre Homosexualitaet versuchen, diese Grenzen zu umgehen. Und so sehr man auch Toleranz befuerworten mag, ich persoenlich bin nicht unbedingt begeistert, wenn mich kleine 10-jaehrige Jungs anschmachten. Ich meine nicht, dass 10 Jahre kein Alter fuer Homosexualitaet, sondern fuer irgendeine Art der Sexualitaet sind. Amen.

"Hihihi..."
Auch wenn die Thais nicht besonders viel auf Umweltschutz geben, sind sie in einem, fuer mich eher ungewohnten Bereich, sehr sparsam. Wenn man sich eine Ananas(?) kauft, dann bekommt man die in einer Tuete. Und diese Tuete wird wiederrum in eine weitere Tuete gestopft. Und um sicherzugehen, dass auch ja nichts schiefgeht, kommen noch einmal 2 Tueten drum herum und zusaetzlich gibts noch eine Tuete um die Annanas um zu lagern, falls dem Kunden die erste Tuetenkombination aus aesthetischen Gruenden nicht anspricht.
Wenn man sich jedoch auf eine Toilette setzt merkt man schon nach kurzer Zeit, dass irgendetwas fehlt. Spaetestens nachdem man wieder voll eingekleidet ist, dann allerdings schon zu spaet, realisiert man, dass das Klopapier fehlt. Die thailaendische Wissenschaft hat an dieser Stelle einen phaenomenalen Ersatz zum altertuemlichen Toilettenpapier hervorgebracht. Die Arschdusche. Wie diese funktioniert, erklaert sich eigentlich schon von Namen selbst. Warum erzaehle ich das? Erstens, weil Thais dazu neigen sich ausgiebig ueber das Thema Verdauung zu unterhalten und zweitens, und das ist eigentlich viel wichtiger, die Dusche den geringfuegigen Nebeneffekt hat, dass man die Toilette mit nassen Hintern verlaesst. Wenn man sich in Bangkok also mit offentlichen Verkehrsmitteln bewegt und man, verzeihung, seinen Mitfahrern mal genauer auf den Hintern schaut, dann sieht man (das ist besonders lustig bei den vielen busy-busy Anzugmenschen) immer mal wieder einen grossen nassen Fleck.
Das solls dann auch erst einmal von meiner Seite gewesen sein. Auf Wiedersehen.